"Ver-rückte" Zeiten - Gerd Schumacher
Liebe Leser, wir leben aktuell in „ver-rückten“ Zeiten. In Europa gibt es wieder einen
brutalen Krieg. Verschwörungstheorien kommen in der Mitte der Gesellschaft an. Die sich
immer deutlich abzeichnende Klimakrise wird von vielen infrage gestellt. In Israel,
Palästina und dem Libanon leidet die Bevölkerung unter unvorstellbarem Leid. Und in der
ältesten Demokratie der Welt (USA) wird ein verurteilter Verbrecher, ein notorischer Lügner
und empathieloser Mann als Präsident gewählt, der seine Vorliebe für Autokratien in der
Vergangenheit mehrfach offen erkennen ließ. Wahrlich „ver-rückte“ und leider auch
gefährliche Zeiten!
Mir macht diese Entwicklung Angst! Und ich habe mich in den letzten Wochen mehrfach
dabei ertappt, mir wieder die „guten alten Zeiten“ zurückzuwünschen. Mir ist schon klar:
diese Zeiten waren weder einfach noch besser. Im Rückblick erscheinen sie aber häufig
weniger unübersichtlich. Aber auch das waren sie nicht. Und trotzdem.
Natürlich ist der Wunsch nach „Ruhe“ oder nach „geordneten Verhältnissen“ verständlich.
Aber würde uns das tatsächlich helfen. Schauen wir uns doch mal die christliche
Geschichte an. Ist diese nicht per se „ver-rückt“?
In zehn Tagen feiern wir Weihnachten und damit die Geburt Christi, Jesus - Gottes Sohn.
Geboren in einem Stall und kurz nach seiner Geburt auf der Flucht nach Ägypten.
Ausgebildet wahrscheinlich als Schreiner und Handwerker. Und nach einer kurzen
Wirkungsweise in Galiläa und Jerusalem - übrigens auch keine Hotspots der damaligen
Zeit - auf die schändlichste und brutalste Art hingerichtet, die in der damaligen Zeit
vorstellbar war, am Kreuz! Und trotzdem veränderte dieser Mensch mit seiner
Auferstehung, die wir an Ostern feiern, unsere Welt mehr als jeder andere, wahrlich eine
„ver-rückte“ Geschichte! Und dies lässt mich hoffen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen weiterhin positive „ver-rückte“ Zeiten. Genießen Sie
die noch vor Ihnen liegende Adventszeit. Ich wünsche Ihnen schon jetzt ein „ver-rücktes“
und gesegnetes Weihnachtsfest, eine Zeit der Ruhe und der Besinnung und und uns allen
wünsche ich ein friedliches 2025.
Gerd Schumacher, Evangelische Kirche