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Eigentlich wäre gerade ja Fastenzeit…

Datum:
15. März 2025
Von:
Regina Fahle

aber wer macht das schon? Und dann auch noch 7 Wochen?

Sicher ist es gut, Konsumgewohnheiten und dabei am besten die ungesunden, die sozialunverträglichen und umweltschädigenden zu hinterfragen und dabei auch mal auf etwas zu verzichten. Aber dazu benötige ich eigentlich keinen von der Kirche vorgeschriebenen Zeitraum. Zudem bin ich mir ziemlich sicher, dass Gott KEIN Kalorienzähler ist, sondern dass es in unserem Leben darauf ankommt, dass wir uns anrühren, motivieren und inspirieren lassen, die Welt – wo immer wir können - ein Stück besser zu machen.  

Als evangelische Christin fühle ich mich der Fasten-Tradition und auch nicht der zuvorigen, manchmal ausartenden, Feier der „Fastennacht“ sonderlich verbunden. Aber trotzdem gibt es ein Fasten-Beispiel, das mich schon als Jugendliche wirklich beeindruckte:

Mahatma Gandhi. 1869 in Indien als Hindu geboren, gehörte er der 3. Kaste und so der Oberschicht an. Weil er zum Jurastudium nach England ging, wurde er von seiner Kaste ausgeschlossen! In England lernte er u.a. die Bergpredigt kennen. Die Haltung Jesu zur Gewaltlosigkeit prägte ihn sehr.  Als Anwalt ging Gandhi nach Südafrika. Dort wurde er aufgrund seiner Hautfarbe diskriminiert. Er kämpfte gegen diese Ungerechtigkeit, organisierte gewaltfreien zivilen Ungehorsam, gründete eine kleine Gemeinde und eine Zeitung. So erlangte er – nicht nur bei der indischen Bevölkerung – großes Ansehen.

1914 kehrte Gandhi nach Indien zurück. Er wurde bereits „Mahatma“ - große Seele - genannt und rief die von der britischen Kolonialmacht unterdrückte indische Bevölkerung zum Boykott der britischen Infrastruktur auf. Immer wieder fastete Gandhi in seinem Freiheitskampf. Da er viele Menschen erreichte und er sich auch  immer auf die britische Rechtstaatlichkeit berufen konnte, gelang der gewaltlose Widerstand! 1947 wurde Indien tatsächlich unabhängig. Doch leider kam es über die Teilung des Landes zu blutigen Unruhen zwischen Hindus und Moslems. Als Gandhi es nicht schaffte, die Kämpfe durch Reden zu beenden, fing er an zu fasten. Viele Friedensaktivist*innen fasteten mit ihm. Beinahe starb der fast 80-jährige Gandhi darüber, aber es brachte die Wende. Hinduistische und muslimische Studierende begannen gemeinsam für den Frieden zu demonstrierten. Die Auseinandersetzungen kamen fürs Erste zum Erliegen.

Ja, so war das mit dem Fasten und Gandhis gewaltlosem Weg zum Frieden. Natürlich können wir uns nicht an einem Charisma wie Gandhi messen, aber vielleicht ist es gut – auch angesichts der derzeitigen weltpolitischen Lage – sich an seinen gewaltlosen Kampf für den Frieden zu erinnern. 

Es mag naiv klingen, und ich weiß auch nicht, ob sich heutige Autokraten mit imperialistischen Machtphantasien überhaupt noch von etwas anrühren oder zum Umdenken bewegen lassen, aber ich bin mir sicher, es ist trotzdem gut, sich auf Gandhis und Jesu Friedensethik zu besinnen. Je mehr Menschen sich davon anrühren lassen, umso besser.