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Beziehungsstress (mit Gott) - Anna-Lena Jung

Datum:
11. Jan. 2025
Von:
Christiane Friedrich

Beziehungsstress (mit Gott)

Im vergangenen Dezember kam ich mal wieder in Bedrängnis: schon viel zu lange aufgeschobene Besuche oder Telefonate wollten vor dem Jahresende noch gemacht werden. Dabei ertappte ich mich immer wieder bei dem Versprechen: im nächsten Jahr wird es besser.

Ähnlich erging es mir in meiner Beziehung mit Gott: Die Adventszeit habe ich als Startschuss genommen, nochmals ganz bewusst Zeit mit Gott verbringen zu wollen, ihm wortwörtlich die Tore weit zu öffnen. Um ehrlich zu sein war von diesem Vorhaben am vierten Advent nicht mehr viel übriggeblieben. Stattdessen verspürte ich auch in dieser Beziehung den Drang, jenes Versprechen der Besserung zu geben.

Das neue Jahr begann ich dann jedoch mit einer befreienden Überzeugung im Hinblick auf meinem selbst auferlegten Beziehungsstress:

Beziehung bedeutet gemeinsam unterwegs zu sein.

Zum einen ist da das Wort ‚gemeinsam’. Ich bin nicht allein Teil dieser Beziehung, sondern ich habe ein Gegenüber – in den zwischenmenschlichen Beziehungen genauso wie in Gott. Und gerade in Gott hätte ich kein besseres und verständnisvolleres Gegenüber finden können. So heißt es im ersten Korintherbrief: Gott ist geduldig und freundlich […] und ist nicht nachtragend! […] Gott ist immer bereit zu verzeihen, er vertraut stets und er verliert nie die Hoffnung […]. Gottes Liebe wird niemals vergehen. Welche Ermutigung, darauf vertrauen zu dürfen, dass mir in all meinen Beziehungen eben solche Liebe entgegengebracht wird.

Zum anderen beruhigt mich, dass Beziehung ‚unterwegs zu sein‘ bedeutet. Beziehungspflege als einen Weg zu betrachten, braucht immer noch eine Verbindlichkeit – wie sich bewusst Zeit nehmen und füreinander da sein. Daneben darf es jedoch auch stressfreie Spontanität geben, sodass gemeinsame Momente wirklich genossen sowie gefeiert und auch das ein oder andere spontane Abenteuer gewagt werden – im Zwischenmenschlichen und genauso mit Gott.

So kann ich mich im neuen Jahr mutig und ganz ohne Beziehungsstress immer wieder neu auf Beziehungswege wagen.

Anna-Lena Jung, Pastoralassistentin im Pastoralen Raum Wittlich